A100 Kunst, Antiquitäten & Antiken

| 63 sätzlich eine profilierte, vergoldeteManschette. Die Säule selbst diesmal mit senkrechtenKanneluren versehen. Oben wieder durch eine gleichartige Manschette abgeschlossen und darüber mit einem in allen Details fein ausgearbeiteten und wohl proportionierten korinthischen Kapitell abgeschlossen, das gleichfalls aus getriebenen Blechteilen zusammengefügt worden ist. Oben eine rechteckige Platte mit leicht eingezogenen Seiten, in deren Mitte ein schmaler Blechzylinder mit zwei Löchern steckt, der zur Aufnahme und Fixierung des letzten Teils dient, dem„Pokal” mit Standfläche für die Öllampe. Höhe dieses Segments 66,5 cm. Gewicht 650 g. Der Pokal unten mit einem Stiel, der in eine am Rand profilierte Standfläche übergeht. Die Unterseite durch ein Blech mit zentralem Loch abgedeckt, durch das der Blechzylinder auf das korinthische Kapitell gesteckt werden kann. ImStiel zwei Löcher zur Sicherung des Pokals mit einem Stift. Der Körper des Pokals in zwei Zierzonen eingeteilt. Unten vertikal verlaufende, gewölbte und amRand markant ziselierte Zungen. Darüber ein vergoldeter Fries mit einer Wellenranke. In den Wellentälern und -bergen Blüten an abzweigenden Ranken. In den Zwischenräumen füllen feinere Ranken und Blätter die Felder. Die Standfläche mit einer tellerartigenVertiefung. Der Boden durchDrehrillen in Zonen gegliedert, deren äußerste mit floralem Ritzdekor und Kreispunzen am äußeren Rand verziert ist. Der breite horizontale Rand durch zwei kräftige Perlkreise begrenzt, in der vergoldeten Bahn dazwischen wieder eine Wellenranke mit Blättern und Blüten. Auf der vertikal nach unten überhängenden Randlippe ein lesbisches Kymation. Höhe 14,1 cm. Durchmesser 15,7 cm. Gewicht 389 g. Die Wellenranken auf dem Rand und der oberen Zierzone des „Gefäßkörpers” haben exakte Entsprechungen in Kunstwerken des augusteischen Zeitalters, wie der Ara Pacis in Rom oder anderem Silbergeschirr gleicher Zeitstellung, etwa demHildesheimer Schatzfund oder demDepot von Boscoreale. Es besteht kein Zweifel, dass der Kandelaber als ein raffiniert konstruiertes und künstlerisch repräsentatives Meisterwerk der augusteischenKlassik angesehenwerden darf. VergleichbareKandelaberformen aus Bronze, wenngleich nicht so vollkommen und nicht in diesemMaße zerlegbar, stammen aus Pompeji. DieGrundidee eines zerlegbaren Kandelabers mit ähnlichem Pokal und einem Kapitell findet sich noch Mitte des 4. Jhdts. im Schatzfund von Kaiseraugst, dort aber eindeutig mit Verzierungselementen der Spätantike. Die Höhe des zusammengesteckten Kandelabers beträgt 114,5 cm, das Gesamtgewicht 3,58 kg. Von ursprünglich zwei losen, nicht befestigten Stiften zur abschließenden Sicherung der fixierten Einzelteile nur einer erhalten. Eine Analyse der Legierung mithilfe dreier Materialproben durch das Labor Sensotec kam zu dem Ergebnis, dass die Zusammensetzung der Legierung zu den bekannten und dokumentierten Werten gleichzeitiger Silberobjekte passt. Ein spektakuläres Objekt vollkommenen römischen Kunsthandwerks, mit dunkler, mitunter leicht fleckiger Patina und vereinzelten zarten Inkrustationen. Abgesehen von einer geringfügigen Delle im oberen Säulenschaft und leichten Abnutzungen der Vergoldung in nahezu perfekter Erhaltung. Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung, erworben aus deutscher Sammlung, dort seit den 70er Jahren in Familienbesitz. 38

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