A98 Orden & Militaria bis 1918

3135 Kaiser Karl I. von Österreich - persönlicher Attila als Chef des 2. Westfälischen Husaren-Regimentes Nr. 11 in der Trageweise von 1915 Dunkelgrünes Tuch, silberne Verschnürung, Tresse, Knebel und Rosetten, geflochtene Generalmajors-Achselstücke. In der rechten Brustinnentasche Schneideretikett des Wiener Hoflieferanten „Josef Szalley”, datiert 24. Oktober 1910 für den Erzherzog Karl Franz Joseph („Erzh. Karl Frz. Josef”). Das Innenfutter etwas beschädigt, im Übrigen gut erhalten. Das 2. Westfälische Husaren-Regiment wurde im napoleonischen Königreich Westfalen 1807 errichtet, im Russland-Feldzug 1812 verlor es bis auf 40 Mann seinen gesamten Bestand; 1813 neu formiert, schlug es sich tapfer in den Napoleonischen Kriegen. 1906 bezog das Regiment Garnison in Krefeld, weswegen es auch Krefelder Husaren-Regiment genannt wird. In seiner Geschichte hatte das Regiment drei vom jeweiligen preußischen König ehrenhalber ernannte Chef-Inhaber königlichen Geblüts: Wilhelm III., König der Niederlande, von 1855 bis 1890, von 1895 bis 1906 den österreichischen Erzherzog Otto und von 1914 an den späteren Kaiser Karl, der bereits seit 1905 dem Regiment à la suite gestellt worden war. Nachdem Kaiser Franz Joseph I. am 21. November 1916 gestorben war - zu dessen Beisetzung eine Abordnung der 11er Husaren kommandiert war - wurde Karl Kaiser von Österreich und König von Ungarn. 1917 erhielt das Regiment als besondere Auszeichnung den Namenszug des Kaisers und Königs. Kaiser Karl, der letzte Kaiser Österreichs, war ein Großneffe Franz Josephs I. und wurde nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände Thronfolger, da Kronprinz Rudolf 1889 Selbstmord begangen hatte und Erzherzog Franz Ferdinand 1914 in Sarajevo ermordet worden war. 1911 heiratete er Zita von Bourbon-Parma. Während des Ersten Weltkrieges startete er zahlreiche Friedensversuche, unter anderem war er bereit, Frankreichs Ansprüche auf Elsass-Lothringen zu unterstützen (Sixtus-Affäre). Der radikal-sozialistische Franzose Anatole France beurteilte ihn wie folgt: „Er war der einzige anständige Mann dieser ganzen Kriegsjahre, nur leider schenkte man ihm kein Gehör.”. Stefan Zweig schildert in „Die Welt von Gestern” die Ausreise des Kaisers im März 1919 in die Schweiz: „Der letzte Kaiser von Österreich, der Erbe der habsburgischen Dynastie, die 700 Jahre das Land regiert, verließ sein Reich! Es war ein historischer Augenblick - die ruhmreiche Reihe der Habsburger, die von Jahrhundert zu Jahrhundert sich Reichsapfel und Krone von Hand zu Hand gereicht, sie war zu Ende in dieser Minute. Alle um uns spürten Geschichte, Weltgeschichte in diesem tragischen Augenblick.”. Nur wenige Jahre später verstirbt der 34-jährige Karl 1922 in seinem Exil auf Madeira, 2004 erfolgte seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. Bedeutende historische Uniform des letzten Regenten der ruhmreichen Habsburgerdynastie, der mit seinen Bemühungen, das sinnlose Blutvergießen des Ersten Weltkrieges zu beenden, tragischerweise scheiterte. Dieser Attila war 2013 Prunkstück der Ausstellung „Die Tanzhusaren” in Krefeld anlässlich der 200-Jahrfeier der Neuformierung des Regiments 1813. Die Bezeichnung „Tanzhusaren” soll auf eine Aussage Kaiser Wilhelms II. zurückgehen, der 1906 das Husarenregiment vonDüsseldorf nach Krefeld als Tanzpartner für reiche Bürgerstöchter verlegt haben soll. 104 |

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