A98_Antike Waffen und Ruestungen

94 | STANGENWAFFEN 1124 Bedeutende schießende Saufeder mit zwei Radschlossmechanismen, Nürnberg, um 1570 Kräftiges Blatt mit beidseitiger doppelter Mittelrippe, am Ansatz beidseitig kräftige Reißhaken. In der Kehlung des Blattes runde Läufe mit glatten Seelen im Kaliber 10 mm. Jeweils mit am Ansatz geschlagener Nürnberger Abnahmemarke „N” über halbem Adler. Seitliche Schlossplatte mit innenliegenden, abgedeckten Rädern, auf den Platten geschlagene Marke mit Laute und „AB” (Neuer Stöckel, Nr. 1809). Gefederte Pfannendeckel mit Auslöseknopf. Schlossplatten und Rahmen mit fein geätztem Ranken- und Arabeskendekor. Die kräftige, rechteckige Tülle und die vier langen Schaftfedern ebenfalls fein geätzt. Originaler, rechteckiger Eschenholzschaft mit beidseitigen eisernen Abzugsbügeln. Originaler eiserner Schuh, das untere Schaftende leicht verwurmt. Länge 193 cm. Obwohl diese Waffen allgemein als schießende Saufedern bezeichnet werden, waren sie vermutlich nicht für eine jagdliche Verwendung gedacht. Die Form des Blattes entspricht auch den kurzen Hellebarden, die auf Abbildungen des 16. Jhdts. häufig von Feldwebeln geführt wurden. Vermutlich handelt es sich hier daher um eine Luxusausführung dieser Unteroffizierswaffen, die auch als Rangabzeichen fungierten. Von großer Seltenheit, weltweit sind nur wenige vergleichbare Exemplare erhalten, so z.B. ein Exemplar im Metropolitan Museum in New York (Accession Number: 04.3.77), den Royal Armouries Collections in Leeds und den Livrustkammaren in Stockholm.

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