A100 Kunst, Antiquitäten & Antiken

76 | 43 Grabstele eines Venators aus Marmor, römisch, 3. Jhdt. n. Chr. Abgesehen von minimalen Absplitterungen vollständig erhaltener Grabstein eines bewaffneten Mannes. Weißer Marmor, mit bräunlichem Sinter bedeckt. Tracht, Frisur und Stil sprechen für eine Herkunft aus den Provinzen des kleinasiatischen Mittelmeerraumes. Seitliche Pilaster mit Wellenranke, darüber ein Bogen mit Palmetten an den Seiten und über der Mitte, bilden eine Aedicula, in der die dargestellte Person frontal steht. Darunter die griechische Grabinschrift „Menophilos demAndenken an seinen allerliebsten Bruder Trophimos”. Der Mann mit fülligem, gelocktemHaar trägt eine Tunika mit zahlreichen, streifenförmigen Textilappliken, oberhalb des rechten Knies ein schwer zu deutendes Stück drapierten Stoffes. In der Rechten eine kurze Lanze mit Widerhaken an der Spitze. Über der Schulter ein Balteus (Schwertgurt) mit typischen Beschlägen (Phalera und Riemenzunge), an dem ein Schwert hängt. Dahinter sichtbar wohl ein kleiner Rundschild mit herabhängenden Zierstreifen. In der Linken ein weiteres Schwert. Das Schuhwerk relativ undifferenziert und ohne Details dargestellt. Wenngleich die Ausrüstung militärische Elemente enthält, erlaubt sie nicht, imDargestellten einen Soldaten zu erkennen. Die Frisur ist unmilitärisch. Die Kleidung entspricht nicht dem bekannten Schema bei Militärs und scheint eher übermäßig prachtvoll, wohl bunt verziert gewesen zu sein. Unter anderem fehlt der typische Soldatenmantel (Sagum) und ein den Soldaten kennzeichnender Gürtel. Ähnliches gilt für die Ausrüstung mit viel zu kurzer Lanze und ungewöhnlicher Waffenkombination. Andererseits wusste der Bildhauer Details der Ausrüstung, die dem militärischen Bereich entlehnt sind, wie den Schwertgurt, präzise darzustellen. Dennoch handelt es sich offensichtlich nicht um einen Soldaten. Eine Lösung dieser Deutungsschwierigkeiten könnte die Interpretation der Figur als „venator” sein, ein professioneller Jäger, der bei Tierhatzen in der Arena auftrat. Für diesen Berufsstand sind Ausrüstung und Auftreten dieser Art überliefert und denkbar; unter anderem die Lanze mit Widerhaken sowie die pittoreske Natur von Frisur und Gewand. Die Angleichung an die Tracht zeitgleicher Militärs des 3. Jhdts. stellte wohl den Versuch dar, dem gesellschaftlich eher ambivalenten Status der Profis aus öffentlichen Spielen in der Arena, der zwischen Starkult und Verachtung schwankte, etwas vom Prestige der als gesellschaftlich voll etablierten und hoch angesehenen Soldaten zu verleihen. Höhe ohne Sockel 81 cm, Breite 46 cm, Tiefe 6 cm. Gewicht mit Sockel 49,5 kg. Beiliegend ein Auszug aus dem Art Loss Register sowie ein Gutachten in englischer Sprache von J.C.N. Coulston, einem führenden Spezialisten für römisches Militärwesen aus England. Provenienz: Englische Privatsammlung, übernommen aus der Sammlung des Vaters, von diesem 1968 im Londoner Kunstmarkt erworben. 42 Dolchklinge vom Typ Künzing, römisch, 1. Hälfte - Mitte 3. Jhdt. n. Chr. Breite Dolchklinge mit geschweiftem Schneidenverlauf undMittelgrat. Griffangel abgebrochen. Geringfügige Ausbrüche an der Schneide. Fachmännisch konserviert. Länge 32,5 cm. Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung, erworben in den 1980er Jahren im süddeutschen Kunsthandel. A Roman dagger blade of the Künzing type, 1st half - mid-3rd century A.D. Wide dagger blade with a curved edge and central ridge. Tang for fixing the handle broken off. Minor chips on the cutting edge. Expertly preserved. Length 32.5 cm. Provenance: South German private collection, acquired in the South German art trade in the 80s. 317913 II - III € 800 42

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